Obst, Gemüse, Gartenbau

 

 

Die Unternehmen der genossenschaftlichen Obst-, Gemüse- und Gartenbauwirtschaft erzielten nach ersten DRV-Schätzungen im Jahr 2021 einen Umsatz von gut 3,7 Mrd. Euro. Dabei glichen gute Ergebnisse bei Obst, Gemüse und Zierpflanzen das kräftige Minus bei Kartoffeln mehr als aus.

Der Kartoffelmarkt hat durch die Coronapandemie deutlich stärker gelitten als andere Sektoren, da das Wachstum der vergangenen Jahre vor allem auf die steigende Verarbeitung zurückzuführen war. Die Herstellung von Pommes Frites war in den vergangenen Jahren der Hauptreiber der expandierenden Kartoffelwirtschaft in der EU. Gerade dieser Bereich war vom weltweiten Einbruch des Außer-Haus-Verzehrs aber besonders hart betroffen. Die Nachfrage nach Speisekartoffeln im Einzelhandel profitierte zwar von der Pandemie, diese Nachfragebelebung konnte das Wegbrechen der Verarbeitungsnachfrage aber nicht ausgleichen und führte nur zu einem moderaten Preisanstieg.

Obst

Frostnächte im April und Mai sorgten im Erntejahr 2020 für Ausfälle bei Sommerobst. Die Preise zogen deutlich an. Auch bei den klassischen Lieferanten wie Spanien und Italien fiel die Steinobsternte 2020 kleiner aus. Das machte sich preislich deutlich bemerkbar.

Wie in den zurückliegenden Jahren wurde die Obsternte in Deutschland auch in diesem Jahr maßgeblich durch die Witterung beeinflusst. Bei Äpfeln konnte ein Teil der Ausfälle durch spätes Fruchtgrößenwachstum ausgeglichen werden. Insgesamt wird die Obsternte mit 1,27 Mio. t knapp 5 % kleiner ausfallen als im Vorjahr, sie liegt damit aber nur wenig unter dem Durchschnitt. Die belebte Nachfrage im Einzelhandel infolge der Coronapandemie ließ die Apfelpreise seit März 2020 deutlich steigen. Auch die Erdbeersaison 2020 verlief preislich aus Sicht der deutschen Erzeuger gut. Die gut gestaffelte Ernte in den einzelnen Anbaugebieten führte zu einer stabilen Preissituation, die sonst üblichen Preiseinbrüche blieben aus. Die Organisation der Ernte stellte die Erzeuger allerdings durch die pandemiebedingten Einreisebeschränkungen und die damit verbundenen fehlenden Saisonarbeitskräfte vor große Herausforderungen.

Insgesamt wird bei Frischobst in Deutschland mit einem preisbedingten Umsatzzuwachs von fast 10 % bei den in der Marktstatistik der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) erfassten Erzeugerorganisationen gerechnet.

Gemüse

Erste Angaben aus der Bodennutzungserhebung weisen eine Reduktion der Anbaufläche von Freilandgemüse und Erdbeeren in Deutschland um knapp 5 % aus. In absoluten Zahlen wurden Gemüse und Erdbeeren auf 5.400 ha weniger angebaut. Dabei dürfte ein großer Teil auf das Konto von Freilanderdbeeren gehen, der einzige Grund für die Verminderung sind sie aber nicht. Auch die Spargelfläche wurde eingeschränkt.

Insgesamt wird die Gemüsefläche im Freiland auf 124.000 ha geschätzt. Das sind gut 2 % weniger als im Vorjahr. Detaillierte Angaben zur Anbaufläche einzelner Gemüsearten für das Jahr 2020 liegen noch nicht vor. Bei Zwiebeln zeigten die Saatgutverkäufe ein leichtes Plus, und auch der Anbau von Kopfkohl soll nicht eingeschränkt worden sein. Ein weiteres Minus bei den Anbauflächen ist vor allem bei den satzweise angebauten Gemüsearten mit Handernte für den Frischmarkt zu verzeichnen. Im Hinblick auf mögliche Engpässe bei Erntehelfern wurden hier einzelne Anbausätze vorsichtiger geplant.

Die Flächeneinschränkungen aber auch die erneute Sommertrockenheit sind die Hauptgründe dafür, dass die Gemüseernte im Freiland mit rund 3,56 Mio. t rund 4 % niedriger ausfallen wird als im Vorjahr.

Die Lagergemüsearten reagierten unterschiedlich auf die Witterungsverhältnisse. Die Zwiebeln wiesen eher unterdurchschnittliche Erträge auf. Niederschläge im September begünstigten den Ertrag nicht mehr, sondern beeinträchtigten eher die Qualität. Bei den Möhren glichen die Niederschläge im Herbst noch viel aus. Mit guten Erträgen rechnet man dagegen beim Kopfkohl. Die Preissituation spiegelt die Ertragssituation wider.

Bei den Gewächshausflächen kam 2019 im Gegensatz zum Vorjahr wenig dazu, deshalb wird hier eher von gleichbleibenden Ernten ausgegangen. Insgesamt wird beim Gemüseumsatz der in der AMI Marktstatistik erfassten Erzeugermärkte mit einem leichten Plus bei Menge und Umsatz gerechnet. Im Gegensatz zum Obst sind die Durchschnittspreise hier nur geringfügig gestiegen.

Pflanzenerzeugnisse

Die Coronapandemie hat den Zierpflanzenmarkt beflügelt. Bestehende Trends wurden verstärkt, aber auch zuvor schwächelnde Teilmärkte profitierten von der neu aufgekommenen Freude an Pflanzen. Nach Schätzungen der AMI auf Basis der ersten neun Monate des Jahres 2020 ist das Marktvolumen um 5,2 % auf 9,4 Mrd. EUR (zu Einzelhandelspreisen) gewachsen.
Die Deutschen blieben viel häufiger zu Hause. Urlaube wurden abgesagt oder verschoben, und so griffen viele Verbraucher zu Pflanzen, das gute Wetter im Frühjahr verstärkte diesen Trend sicherlich auch. Zudem schienen viele Erstkäufer in den Geschäften zu Pflanzen zu greifen

Kartoffeln

Anfang 2020 läutete der Ausbruch der Covid-19-Pandemie für den Kartoffelmarkt eine Zeit größter Unsicherheiten ein, die auch zum Jahresende nicht vorüber ist. Landwirte konnten mit ihrem Kartoffelanbau 2021 kaum noch darauf reagieren.

Den vorläufigen Angaben aus der Bodennutzungshaupterhebung der amtlichen Agrarstatistik nach wuchsen in Deutschland 2020 auf 274.900 ha Kartoffeln, was 1,1 % mehr als im Vorjahr waren. Den größten Zuwachs gab es mit 3.600 ha in Niedersachsen, wo sich das Areal auf 123.300 ha belief. Ein größerer Bedarf an Speise- und Verarbeitungskartoffeln im Sommer 2019 und hohe Preise haben eine Ausweitung des Kartoffelanbaus gefördert.

Eher wegen einer kontinuierlichen Anbauausweitung als durch die Ertragslage ist die Kartoffelernte 2020 relativ umfangreich ausgefallen. Ohne Absatzventile beim Export oder großen überregionalen Versand innerhalb Deutschlands führte das im Spätsommer und Herbst zu starkem Angebotsdruck und einem stetigen Preisverfall. Die Corona-bedingte Absatzflaute bei Pommes Frites, Schälkartoffeln und anderen Gastronomie-Produkten verstärkte die Markt-schwäche noch, war aber sicher nicht allein ausschlaggebend. Weil lange nach der Ernte aus Zwischenlägern verkauft werden konnte, verspätete sich ein Lageraufschlag.

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Arbeitsfelder der DRV-Sparte Obst-, Gemüse- und Gartenbauwirtschaft

Politische Herausforderungen

Die Herausforderungen der Branche lagen 2020 in der Bewältigung der Auswirkungen der Corona-Krise. Der DRV hat sich gegenüber der Politik im Schulterschluss mit befreundeten Verbänden u.a. für Ausnahmeregelungen zur Einreise von Saisonarbeitskräften in der Landwirtschaft und für eine Ausweitung der 70-Tage-Regelung auf 115-Tage eingesetzt. Das Aktionsprogramm Insektenschutz und der im Sommer 2020 vorgelegte Entwurf zum Insektenschutzgesetz war ein weiteres Themenfeld, das argumentativ und politisch begleitet wurde. Ein weiterer Schwerpunkt der Verbandsarbeit war die Umsetzung der europäischen Richtlinie über unlautere Handelspraktiken (UTP-Richtlinie) in deutsches Recht. Hier begleiten wir auch 2021 die Branche weiter intensiv, um alle Forderungen der Unternehmen in den Gesetzgebungsprozess einzubringen.

Messen und Veranstaltungen

Der Bereich Messen und Veranstaltungen war ab März 2020 maßgeblich von der Corona-Pandemie geprägt. Auf der Fruit Logistica in Berlin Anfang Februar 2021 konnten die Auswirkungen der Krise schon erahnt werden. Die DRV-Fachtagung Obst und Gemüse in Würzburg fiel in den ersten Lockdown im März 2020 und musste abgesagt werden. Eine Ersatzveranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt war mit Blick auf den Infektionsschutz nicht möglich. Auch internationale Messen wie die ASIA Fruit Logistica in Hongkong, ein fester Termin im Kalender der exportorientierten deutschen Obst- und Gemüseunternehmen, musste entfallen und wurde rein digital abgehalten.

Gemeinsame Gemüsekampagne

Den Frischgemüsekonsum der jungen Generation anzukurbeln, das ist das Ziel unserer EU geförderten Kampagne „Gemüse sind die neuen Sneakers“. Von 2019 bis Ende 2021 wird die Kampagne auf dem deutschen und belgischen Markt mit frechen Sprüchen und kurzen Videos Gemüse in den Mittelpunkt stellen. Über diverse Social-Media-Kanäle soll sie junge Leute zwischen 20 und 30 Jahren ansprechen. Partner auf der belgischen Seite ist Flanderns Agrar-Marketing-Büro (VLAM).

„Deutschland – Mein Garten.“

Die erfolgreiche Kampagne der vergangenen Jahre inklusive der Betreuung des Pressebüros, der Beantwortung von Presseanfragen, begleitender Medienarbeit sowie der Pflege und dem Ausbau der Webseite und der sozialen Kanäle wurde fortgesetzt. Highlight-Aktionen in 2020 waren der Tag des deutschen Apfels am 11. Januar und die Aktion „#Wir geben unser Bestes“, die die heimische Produktion von frischem Obst und Gemüse unter Corona-Bedingungen ins Licht rückte. Die Kampagnen-Webseite kommt im Schnitt auf 2 Mio. Seitenaufrufe pro Jahr und die Facebook-Seite zählt mittlerweile knapp 13.000 Fans. Mehr unter www.deutsches-obst-und-gemuese.de