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19.10.2018
70 Jahre DRV

200 Gäste feiern die Erfolgsgeschichte des Raiffeisenverbandes

Berlin. In den vergangenen 70 Jahren hat sich die Agrarwirtschaft durch den europäischen Binnenmarkt, durch Marktliberalisierung, Globalisierung und zunehmende Digitalisierung stark geändert. „Der DRV hat diesen Wandel in all der Zeit stets zum Wohle seiner Mitglieder aktiv und innovativ begleitet. Deshalb setzen die ländlichen Genossenschaften ihr Vertrauen in uns – darauf sind wir stolz“, sagte DRV-Präsident Franz-Josef Holzenkamp bei der Feier zum Jubiläum des Raiffeisenverbandes in der Akademie der Künste vor etwa 200 Gästen. Er ließ wichtige Stationen aus der Verbandsgeschichte Revue passieren: Die Gründung in Bonn – damals noch nicht Bundeshauptstadt – der erste Deutsche Raiffeisentag in Koblenz mit mehr als 1.000 Mitgliedern, die Eröffnung des Verbindungsbüros in Brüssel als einer der ersten Verbände oder der Umzug nach Berlin.

Für den DRV gebe es auch nach 70 Jahren noch Vieles zu tun: „Dazu gehört, dass das Kartellrecht besser mit dem genossenschaftlichen Prinzip vereinbar sein muss“, nannte Holzenkamp ein Beispiel. Der Strukturwandel mit dem stetigen Rückgang der Anzahl genossenschaftlicher Unternehmen werfe die Frage auf, wie die erforderlichen Kooperationen im genossenschaftlichen Bereich zukünftig ermöglicht werden könnten. Holzenkamp:

„Wir haben die Politik gebeten, in Zusammenarbeit mit dem Bundeskartellamt einen Prozess aufzusetzen, in dem diese Fragen mit uns erörtert werden. Von diesem Prozess erwarten wir auch, dass die Umsetzung der im Koalitionsvertrag festgehaltenen Ankündigung, Genossenschaften als nachhaltige und krisenfeste Unternehmensform zu stärken, konkretisiert wird.“

Lob für die Genossenschaften kam von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU). Sie sagte:

„Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Selbstverwaltung – die genossenschaftlichen Prinzipien sind aktueller denn je. Das hat uns gerade dieser Sommer – geprägt von Hitze, vor allem aber lang anhaltender Trockenheit – deutlich vor Augen geführt. Die Genossenschaften haben unter anderem mit der Einrichtung von Futterbörsen schnell und gut darauf reagiert, gezeigt, dass sie nachhaltig und krisenfest sind. Ganz im Sinne Raiffeisens, den seinerzeit ebenfalls ein Sommer der Wetterextreme tätig werden ließ.“

Sie erinnerte an den Gründer der Genossenschaften, Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der vor 200 Jahren geboren wurde. Er könne auch heute noch ein Vorbild sein:

„Von Raiffeisen lernen wir auch, dass wir Vorsorge treffen müssen, dass wir die moderne Land- und Ernährungswirtschaft gemeinsam weiterentwickeln müssen. Wir müssen uns Gedanken machen über die Zukunft unserer Produktionsweise. Dabei spielt die Digitalisierung eine entscheidende Rolle – digitale Anwendungen helfen uns heutzutage beim Erfahrungs- und Wissensaustausch, bei der Tiergesundheit, bei der Düngung, der Wirtschaftlichkeit in der Landwirtschaft oder auch beim Beobachten und Auswerten von Marktpreisen. Das müssen wir ausbauen, auch unter dem Motto und im Sinne Raiffeisens: Teilen statt zu besitzen!“

Weiterer Gastredner des Abends war der Journalist und Autor Dr. Hajo Schumacher. Er sprach über die Tücken, aber auch die Chancen des Älterwerdens und erklärte, weshalb aus seiner Sicht unser Bild vom Altern dringend renoviert werden muss.

Über Genossenschaften, Gremienarbeit und Globalisierung diskutierte Moderatorin Katie Gallus mit Johannes Bliestle, Grit Worsch, Prof. Klaus Josef Lutz und Ingo Müller. Grit Worsch, Vorstandsvorsitzende VR PLUS Altmark-Wendland eG gab dabei zu bedenken, dass Veränderungen zwar oft mit Angst betrachtet würden, aber auch große Chancen sein könnten. „Die junge Generation ist auch durch soziale Medien völlig anders sozialisiert“, sagte Prof. Klaus Josef Lutz, Vorstandsvorsitzender BayWa AG und Johannes Bliestle, Geschäftsführer Reichenau-Gemüse eG, lobte die Möglichkeit, dass die Gremienarbeit im DRV auch von der Basis aus mitgestaltet werden könne. Ingo Müller schließlich, CEO DMK Deutsches Milchkontor GmbH warb in einer Gesprächsrunde von Mitgliedern dafür, dass Führungskräfte ihre Mitarbeiter in Veränderungsprozessen mitnehmen müssten.

Ohne die vielen Ehrenamtlichen, die sich in die Verbandsarbeit einbringen, ist der DRV-Erfolg nicht möglich. Doch daneben muss es auch einige geben, bei denen die Fäden zusammenlaufen: die Mitarbeiter in der DRV-Geschäftsstelle und dem Verbindungsbüro in Brüssel. „Sie sind Kommunikatoren, Motivatoren und manchmal sogar Seelsorger“, lobte DRV-Geschäftsführer Dr. Henning Ehlers. Mit den drei DRV-Referenten Nora Haunert, Suse Jamrath und René Kramer plauderte er in einer Gesprächsrunde mit Moderatorin Katie Gallus darüber, wie sich die Arbeit beim Verband verändert hat.

Das Jubiläum war eine Gelegenheit, mit Stolz auf das Erreichte zu schauen. Doch der DRV ist stets auch nach vorne gewandt. Deshalb ist zum 70. ein Magazin entstanden, in dem Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik Antworten auf Schlüsselfragen geben. Sie äußern sich zur zukünftigen Relevanz von Genossenschaften in der Agrar- und Ernährungswirtschaft ebenso wie zu den Chancen, die Internationalisierung und Digitalisierung eröffnen. DRV-Referentin Dr. Claudia Döring stellte es bei der Feier vor. Das Magazin "Siebzig Jahre Siebzig Köpfe" steht aber auch auf der Internetseite des DRV bereit.

Wie modern die Raiffeisen-Unternehmen sind, zeigt auch ein Imagefilm, der an diesem Abend Premiere hatte. Er führt vor Augen, wie modern die genossenschaftlichen Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft in den verschiedenen Sparten arbeiten. Holzenkamp: „Und wir zeigen darin, was der Wesenskern von Genossenschaften ist: das gemeinsame Engagement ganz unterschiedlicher Menschen.“ Der Film steht allen Mitgliedsunternehmen zur Nutzung zur Verfügung und ist zudem über den YouTube-Kanal des Raiffeisenverbandes abrufbar.

Fotos: DRV/Dirk Hasskarl

 

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